Nachruf auf Prof. Dr. Fritz K. Kneubühl

 

Prof. Dr. Fritz K. Kneubühl verstarb am 23. November 1999 unerwartet in seinem 68. Lebensjahr. Geboren am 7. März 1931 in Zürich, studierte er Physik an der ETHZ, diplomierte 1955 in Festkörperphysik und promovierte 1959 mit einer Arbeit in Mikrowellen-Spektroskopie bei Prof. Dr. H. Günthart in der Physikalischen Chemie. Seine Dissertation hat wohl den Weg geebnet für seine spätere langjährige Forschung in Infrarotphysik.

Anschliessend beschäftigte er sich zunächst aber mit paramagnetischer Resonanz (epr) als Ramsey Memorial Fellow am University College in London und an der University of Southampton, bevor er für 1 Jahr als Graefflin Fellow an der Johns Hopkins University in Baltimore, USA, wirkte. 1961 kehrte er an die ETHZ zurück und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. W. Känzig und dem kürzlich verstorbenen Prof. Dr. G. Busch im Laboratorium für Festkörperphysik. 1963 habilitierte er sich auf dem Gebiet der epr an Festkörpern und wurde Privatdozent. Seine wissenschaftlichen Interessen verlagerten sich nun zusehends auf die Infrarotphysik und die aufkommenden Laser. 1966 wurde er Assistenzprofessor, 1970 ao. Prof. und 1972 o. Prof. für Physik.

Seit dieser Zeit bis zu seiner Emeritierung im März 1998 leitete er das Laboratorium für Infrarotphysik, welches 1986 in das auf seine Initiative hin neu gegründete Institut für Quantenelektronik integriert wurde. Im Zuge dieser Neugründung wurden auch erstmals obligatorische Lehrveranstaltungen in Quantenelektronik für Studierende der Physik eingeführt.

Neben der Lehre galt Prof. Kneubühls Hauptinteresse der wissenschaftlichen Forschung. Zusammen mit über 40 Dokorierenden trug er wesentlich zu verschiedenen Gebieten der Infrarotphysik bei. Zu nennen sind inkohärente und kohärente Lichtquellen (v.a. Gaslaser), Infrarot-Spektroskopie an Festkörpern, Gasen und Plasmen, Sonnen- und Astrophysik, Atmosphärenphysik und Bauphysik. Sein wissenschaftliches Werk umfasst zahlreiche Publikationen sowie vier Lehrbücher: das bekannte ”Repetitorium der Physik”, ”Laser” (zusammen mit dem Unterzeichneten), ”Schwingungen und Wellen” sowie ”Oscillations and Waves”.

In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1976 permanentes Mitglied der Johns Hopkins Society of Scholars, erhielt 1989 die L. Eötvös Medaille der Ungarischen Physikalischen Gesellschaft, wurde 1990 zum auswärtigen Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin ernannt und erhielt 1994 den K. J. Button Preis vom Institute of Physics, UK.

Prof. Kneubühl diente der Physikergemeinschaft in vielfältiger Weise. Neben seiner langjährigen Tätigkeit innerhalb der SPG (z.B. als Inhaber der SPG Stellenvermittlung) war er auch in der Europäischen Physikalischen Gesellschaft (EPS) aktiv, u.a. als Vorsteher der Quantum Electronics Division 1976-78. Vielen ist er auch in Erinnerung als ”Chairman” von verschiedenen Infrarotphysik-Konferenzen. Bis zu seinem Tod war er ausserdem mit grossem Engagement Herausgeber der Zeitschrift ”Infrared Physics & Technology”.

In Fritz Kneubühl verliert die Physikergemeinschaft ein sehr aktives und prominentes Mitglied, das verschiedene Gebiete der Physik über Jahrzehnte in vielfältiger Weise mitgeprägt hat.

Prof. Dr. Markus W. Sigrist, ETH Zürich

 

[Veröffentlicht: Juni 2000]